Polyamide und Zwischenprodukte

Mechanisches Recycling von polyamidhaltigen Mehrschichtfolien

Recycling von Polyethylen/Polyamid-Verbundverpackungen ist heute schon Stand der Technik

Mehrschichtverpackungen verbinden die besten Eigenschaften verschiedener Materialien und erzielen somit den besten Produktschutz bei minimalem Materialeinsatz. In Anwendungen mit hohen mechanischen und thermischen Ansprüchen (wie in Wurst-, Käse-, Fleischverpackungen) werden Polyethylen-/Polyamid-Verpackungen eingesetzt.

Multi-layer food packaging

Cyclos HTP Zertifikate

Derzeit sind polyamidhaltige Verpackungen immer noch in „Design-for-Recycling“ Richtlinien verschiedener Organisationen als nicht recyclingfähig deklariert, obwohl die Studienlage zu einem anderen Ergebnis kommt: Das unabhängige Institut cyclos-HTP hat zusammen mit BASF die Recyclingfähigkeit verschiedener polyamidhaltiger Verpackungsstrukturen im Detail untersucht.

Fazit: Alle Strukturen sind kompatibel in der relevanten Abfallstromfraktion 310 (Kunststofffolien/flexible Polyethylenverpackungen), in welcher der Großteil polyamidhaltiger Polyethylen-Folien schon heute recycelt wird.

Bereits im September 2022 wurde die Recyclingfähigkeit coextrudierter Polyethylen/Polyamid-Folien im Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen gemäß § 21 Abs. 3 VerpackG in Deutschland offiziell anerkannt. Durch neue, unabhängige Studien, die das Institut cyclos-HTP zusammen mit BASF durchgeführt hat, können jetzt auch noch nicht abgedeckte polyamidhaltige Verpackungen als recyclingfähig zertifiziert werden.

Im Hinblick auf eine Recyclingfähigkeitsbetrachtung wurden PE/PA-Verbundfolien in drei Kategorien eingeteilt:

  • Coextrudierte Polyethylen/Polyamid-Verbundfolien
  • Coextrudierte Polyethylen/Polyamid/Ethylenvinylalkohol-Hochbarriereverbundfolien
  • Laminierte Polyethylen/Polyamid-Folien 
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Coextrudierte Barriereverpackungen (mit Haftvermittler)

PE/Haftvermittler/PA
Als recyclingkompatibel zertifizierbar:
Bis zu 30% PA6 / PA6/66 mit PE-g-MAH:
100% recyclingfähig: mit zusätzlichem Verträglichkeitsvermittler (PE-g-MAH)
(Im deutschen Mindeststandard zur Bemessung der Recyclingfähigkeit anerkannt)

Coextrudierte Hochbarriereverpackungen (mit Haftvermittler)
PE/Haftvermittler/PA/EVOH

Als recyclingkompatibel zertifizierbar:
Bis zu 30% PA6 / PA6/66 mit PE-g-MAH:
100% recyclingfähig: mit zusätzlichem Verträglichkeitsvermittler (PE-g-MAH)
(Individuelle Zertifizierung möglich)

Klebelaminierte Barriereverpackungen
BOPA//PE mit PE-g-MAH (BOPA = biaxial orientiertes PA laminiert auf PE Film)

Als recyclingkompatibel zertifizierbar:
Bis zu 23% PA6 / 2% recyclingkompatibler Klebstoff / 3,5% PE-g-MAH in der PE Schicht
(Individuelle Zertifizierung möglich)

Folien, die die folgenden Anforderungen erfüllen, können auf Basis der vorliegenden Tests von cyclos-HTP als recyclingfähig zertifiziert werden.

  • Coextrudierte PE/PA-Folien mit bis zu 30% Polyamid 6 oder Polyamid 6/66, die mindestens 0,5 g PE-g-MAH Haftvermittler pro g Polyamid enthalten.
  • Coextrudierte PE/PA-Hochbarrierefolien mit max. 5 wt% EVOH und bis zu 30% Polyamid 6, die mindestens 0,5 g PE-g-MAH Haftvermittler pro g Polyamid enthalten.
  • Laminierte PE/PA-Folien mit bis zu 23% Polyamid 6 mit als recyclingfähig getesteten Klebstoffen (z.B. LA7825/LA6230), wenn ein Verträglichkeitsvermittler auf Basis PE-g-MAH (3.43 wt% des Gesamtfilmes) in eine der PE-Schichten eingebaut wurde.

Das cyclos-HTP Protokoll analysiert die Recyclingfähigkeit auf Basis der Originalverpackungen unter praxisrelevanten Bedingungen.

Für PE/PA-Folien kann das PE/PA-Rezyklat als Wertstoff nach cyclos-HTP Einstufung betrachtet werden (100% Recyclingfähigkeit), wenn ein zusätzlicher Verträglichkeitsvermittler (0,15 g /g Polyamid 6) eingebaut wird.

Warum ist dieses Thema so wichtig?

Durch den aktuell sehr ausgeprägten Fokus auf das mechanische Recycling von Verpackungsabfällen aus Haushalten und hierbei auf die von Recyclingindustrie und Politik gewünschten sogenannten „Monomaterialien“ geraten die Vorteile von Polyamiden für leistungsstarke und flexible Verpackungen  in den Hintergrund. Bestimmte Kriterien, wie beispielsweise die Reduzierung des Kunststoffbedarfes aufgrund geringerer Materialdicken („downgauging“), die damit verbundene Reduzierung der Kunststoffabfallmengen oder die verbesserte Nutzung von Lebensmitteln durch verlängerte Haltbarkeit in Barriereverpackungen mit Polyamid werden nicht angemessen berücksichtigt. Dabei spielen diese Kriterien eine wichtige Rolle, wenn es um die Versorgung einer kontinuierlich wachsenden Weltbevölkerung mit Lebensmitteln sowie um die Reduzierung von Verpackungsabfällen und Lebensmittelverschwendung geht.

Die Anpassung hinsichtlich der Verträglichkeit coextrudierter PE/PA-Mehrschichtfolien in der Kategorie „LDPE und Folie“ im „Mindeststandard zur Bemessung der Recyclingfähigkeit von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen gemäß §21 Abs. 3 VerpackG“ der ZSVR in Deutschland ist ein erster und extrem wichtiger Schritt, um die Vorteile von polyamidhaltigen Verpackungen sowie die neuesten Erkenntnisse zur Wiederverwertbarkeit von Polyamiden in den gesetzlichen Grundlagen zu berücksichtigen. Da es auf diesem Gebiet, insbesondere im Hinblick auf die noch nicht endgültig verabschiedete europäische Gesetzgebung, noch viel zu tun gibt, werden wir uns als BASF weiter für eine objektive Kategorisierung von Polyamiden in flexiblen Verpackungsanwendungen engagieren.

 

Der „Folie-zu-Folie-Ansatz“ für gemischte PE/PA-Abfälle ist eine tatsächliche Recyclingoption und umfasst auch die Herstellung „neuer“ Einschichtfolien:

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Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie weitere Informationen benötigen oder Fragen haben:

Matthias Zorn
Matthias Zorn
BASF SE, Senior Manager Market Development and Technical Support for Polyamides for Extrusion Applications